1. Saudi-Arabien braucht einen wirtschaftlichen Wandel.
Ein Großteil der Staatseinnahmen stammen aus der Produktion und dem Handel mit Erdöl. Von diesem Geld profitiert die Bevölkerung, in Form von kostenloser Bildung, einem kostenlosen Gesundheitssystem, etc. Allerdings ist Öl eine endliche Ressource und die Bevölkerung Saudi-Arabiens ist sehr jung. Das Wirtschaftssystem des Landes steht vor dem Kollaps. Um das zu verhindern, wurde die Vision 2030 entwickelt: Investitionen in neue digitale Geschäftsbereiche und diverse Mega-Projekte wie Neom und Qiddiya sollen eine neue Industrie im Land aufbauen und die Abhängigkeit vom Öl ablösen. Zu den neuen Geschäftsbereichen gehören auch Sport, Entertainment und Gaming.
2. Es ist kein politischer Wandel in Saudi-Arabien zu erwarten.
Mit der Vision 2030 findet auch eine Liberalisierung der Gesellschaft statt. Frauenrechte werden z.B. schrittweise erweitert. Allerdings passieren im Land nur Dinge, die den Stand der Königsfamilie stärken. Das Land hat kein Interesse an einem politischen Wandel. Die politischen Freiheiten der Menschen sind nach wie vor stark eingeschränkt: politische Verfolgung, Verhaftung von Kritikern und die Todesstrafe sind an der Tagesordnung. Saudi-Arabien will seine aktuelle Stellung halten. Das Land genießt aufgrund seiner Lage und seiner religiösen Stätten eine Vorbildfunktion in der Region. Diese soll durch die Vision 2030 auch auf Innovation und Wirtschaft übertragen werden. Eine Demokratisierung Saudi-Arabiens steht dabei nicht auf dem Plan.
3. Esports World Cup: Lieber Dialog als Boykott.
Laut Sebastian ist die politische Situation in Saudi-Arabien soweit normalisiert, dass ein Boykott des Esports World Cups durch den deutschen E-Sport nicht zielführend wäre. Er bevorzugt die Vorgehensweise von Organisationen wie Team Liquid, die offen und ehrlich mit ihrer Teilnahme umgehen und ihre Plattform nutzen, um sich kritisch an einem Dialog mit Saudi-Arabien zu beteiligen. So könnte die zusätzliche internationale Aufmerksamkeit einen positiven Effekt auf die Lage in Saudi-Arabien haben. Gleichzeitig betont Sebastian, dass es unrealistisch sei, zu glauben, dass der E-Sport politisch etwas im Land verändern könnte.